In der Schwangerschaft

Alle Frauen erleben die Zeit der Schwangerschaft als eine Zeit voller Veränderungen. Vorfreude, Hoffnungen, viele Fragen, Unsicherheiten und manchmal auch Beschwerden begleiten sie durch diese Wochen und Monate. Wenn Sie noch nicht lange in Deutschland sind, ist es für Sie vielleicht eine besondere Herausforderung, sich mit der Schwangerschaft hier wohl und sicher zu fühlen.

Dabei möchten wir Sie unterstützen.

Wenden Sie sich bitte bei allen auftretenden Fragen vertrauensvoll an unsere Schwangerenberaterinnen / Schwangerschaftsberater.

1. Gleich zu Beginn der Schwangerschaft sollten Sie auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung achten. Trinken Sie bitte auf gar keinen Fall Alkohol und verzichten Sie auf das Rauchen, um Ihrem Kind nicht zu schaden. Vor der Einnahme von Medikamenten fragen Sie bitte unbedingt eine Ärztin / einen Arzt um Rat. Bitte nutzen Sie die angebotenen Vorsorgeuntersuchungen (ca. 10 x) und Ultraschalluntersuchungen (3 x).  Suchen Sie sich so früh wie möglich eine Hebamme, die Sie durch die Schwangerschaft begleitet. In den meisten Fällen kann diese Hebamme Sie auch nach der Geburt Ihres Kindes unterstützen. Die ärztlichen Vorsorgeuntersuchungen und die Hebammenhilfe vor und nach der Geburt müssen Sie nicht bezahlen.

2. In den ersten Wochen der Schwangerschaft kann es zu Beschwerden wie Erschöpfung, Übelkeit und Unwohlsein kommen. Der Körper muss sich auf die Veränderungen durch die Schwangerschaft erst einstellen. Ihre Hebamme oder Ihre Ärztin / Ihr Arzt wissen Rat. Achten Sie auf die Signale Ihres Körpers und gönnen Sie sich ab und zu eine kleine Pause. Grundsätzlich ist regelmäßige Bewegung, gern an frischer Luft, sehr gut für eine Schwangere. Achten Sie bitte darauf, nicht zu schwer zu heben.

3. Im ersten Schwangerschaftsdrittel können Sie sich für oder gegen vorgeburtliche Untersuchungen (Pränataldiagnostik) entscheiden. Suchen Sie sich bitte rechtzeitig einen Geburtsvorbereitungskurs. Für die Wahl des Geburtsortes können Sie die Informationsveranstaltungen der Kliniken und Hebammen besuchen, damit Sie einen Eindruck bekommen, wo Sie sich zur Geburt wohl und sicher fühlen können. Sie dürfen sich aussuchen, wo Sie entbinden möchten.

4. Soziale Leistungen, z.B. Mehrbedarf, Beihilfen für Umstandskleidung und Babyausstattung, sind abhängig von Ihrem Aufenthaltsstatus. Bitte informieren Sie sich dazu bei Ihrer Schwangerenberaterin. Bei ihr erhalten Sie auch Informationen zur Beantragung von Stiftungsmitteln, z.B. der Bundesstiftung für Mutter und Kind. Wenn Sie berufstätig sind, haben Sie Anspruch auf Mutterschutz, Kündigungsschutz, Mutterschaftsgeld und Elternzeit.

5. Für Ihr Baby brauchen Sie eine Erstausstattung. Sinnvoll sind: Babybettchen mit Matratze, Laken und wasserfester Unterlage, ein Wickelplatz mit Wickelauflage, Windeleimer, Wasserschüssel, Waschlappen, 2 Pakete Neugeborenenwindeln, Fieberthermometer, Creme (für den Babypo – ohne Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe), Kinderwagen. Kleidung: 1-2 Schlafsäcke, 1 Decke, 5 Bodys/Hemdchen, 5 Strampler, 5 Shirts oder Pullover, 2 Söckchen, 1 Mütze, 1-2 Jacken, Babyoverall im Winter.
Stillen: 2 Still-BHs und ggf. Stilleinlagen; wenn nicht gestillt wird: Flaschennahrung, 4 Fläschchen und Sauger Nr. 1, Flaschenbürste, 1 Paket Pre-Säuglingsnahrung. Sie können viele Dinge preiswert gebraucht kaufen. Neue Kleidung sollten Sie vor dem Gebrauch mehrmals waschen. Wenn Sie in Ihrem Heimatland andere Dinge für die erste Zeit mit dem Baby anschaffen würden, tauschen Sie sich gern mit der Hebamme oder auch mit anderen jungen Müttern darüber aus.

6. Beschäftigen Sie sich bitte mit der Ernährung Ihres Babys – ob Sie Ihr Baby stillen oder die Flasche geben möchten. Stillen ist gesund und praktisch für Mutter und Kind. Die Muttermilch ist perfekt auf die Bedürfnisse Ihres Babys abgestimmt, immer in der richtigen Menge und Temperatur vorhanden, sie ist kostenlos, unterstützt das Immunsystem des Kindes und beugt Allergien vor. Aber auch wenn es Ihnen nicht möglich ist zu stillen oder Sie nicht stillen möchten, können Sie Ihr Baby optimal versorgen. In Deutschland gibt es hochqualitative Babynahrung, die genau auf die Bedürfnisse – auch der Allerkleinsten – abgestimmt ist. Bitte sprechen Sie dazu gern Ihre Beraterin / Ihren Berater an.

7. Suchen Sie sich bitte zum Ende Ihrer Schwangerschaft eine Kinderarztpraxis in Ihrer Nähe, in der vielleicht auch Ihre Sprache gesprochen wird und die ersten Vorsorgeuntersuchungen (U2 – 3.-10. Lebenstag, U3 – 4.-5. Woche) durchgeführt werden. Ihre Kinderärztin / Ihr Kinderarzt begleitet Ihr Kind in Gesundheitsfragen, bis es erwachsen ist.

8. Etwa sechs Wochen vor der Geburt sollten Sie Ihre Kliniktasche bereitstellen: Mutterpass, Krankenkassenkarte / Kostenübernahme, Geburtsurkunde, Heiratsurkunde, Wechselkleidung, Ausweis, warme Socken, Kleidung für die Geburt (T-Shirt oder Nachthemd), Waschutensilien und Kosmetika. Nach einer spontanen Geburt bleiben Sie durchschnittlich drei, nach einem Kaiserschnitt durchschnittlich fünf Tage im Krankenhaus. Nehmen Sie, wenn vorhanden, einen Fotoapparat oder ein Smartphone mit, um preiswerte, aber für Sie sehr wertvolle erste Fotos von Ihrem Baby machen zu können (wichtig: ohne Blitzlicht!).

9. Unverheiratete Paare sollten schon vor der Geburt des Kindes im Standesamt oder Jugendamt eine Vaterschaftsanerkennung beantragen.

10. Organisieren Sie für Geschwisterkinder eine Betreuung für die Zeit der Entbindung und planen Sie den Transport in die Klinik (Taxi, Bus, Helfer).

11. Zum Ende der Schwangerschaft wird der Alltag oft beschwerlicher. Viele Schwangere leiden unter Sodbrennen, Rückenschmerzen und Schlafstörungen. Bald haben Sie es geschafft und können Ihr Baby im Arm halten. Bei vorzeitigen, regelmäßigen Wehen, Blutungen oder einem vorzeitigen Blasensprung kontaktieren Sie bitte unverzüglich Ihre Ärztin / Ihren Arzt oder Ihre Hebamme.

Unter der kostenlosen Rufnummer 0800 4040020 erreichen Sie das Hilfetelefon „Schwangere in Not - anonym und sicher“. Schwangere erhalten dort in 18 Sprachen rund um die Uhr eine vertrauliche und anonyme Erstberatung. Weitere Informationen bieten die Internetseiten www.schwanger-und-viele-fragen.de sowie www.geburt-vertraulich.de. Auch hier haben Sie die Möglichkeit, sich kostenfrei und anonym (per Online-Chat und E-Mail) beraten zu lassen.

Wir wünschen Ihnen alles Gute für Ihre Schwangerschaft und Geburt.